Die Schmücke ist nicht nur von seltenen und vom
Aussterben bedrohten Pflanzenarten und -gesellschaften übersät,
die Lebensraum für seltene Tierarten bilden, sondern sie ist
auch übersät von zahlreichen Bodendenkmälern.
(Abbildungen sind von der Schmücke)
"Ein ganzes System von Wällen, Gräben
und vorgeschichtlichen Fluchtburgen überzieht den Kamm von
Schmücke und Finne. Ein bronzezeitliches Hügelgräberfeld
im Bereich des Kammes ca. 1 km westlich von Harras sollten ebenso
wie der Burghügel unmittelbar westlich des Harraser Passes
archäologischen Schutzes unterstehen", heißt es
in einem Gutachten für den Schmücke-Abbau. Auf diesem
letztgenannten Hügel dürfte im Mittelalter ein Wachtturm
zur Sicherung des Bergüberganges an der bedeutenden Verbindung
von Hemleben nach Oberheldrungen gestanden haben
".
Die
Wüstung Altendorf in der Gorslebener Flur lag am Hang der Schmücke
nach Gorsleben zu, an der Quelle Artrasborn. (Die Stelle wird derzeitig
durch ABM von der Gemeinde Gorsleben "saniert".)
Über den Kamm verläuft ein Fernhandelsweg,
der noch heute als "Rennweg" bekannt ist und die Burgen
und Wehranlagen von Schmücke und Finne verband.
Im großen Schutzwürdigkeitsgutachten
zum beantragten Naturschutzgebiet "Schmücke"
(Andres/Fechtler, Göttingen, Nov. 1994) wird auch auf die archäologische
Schutzbedeutung dieses sensiblen Gebietes verwiesen.
Doch was ist in den Jahren seit 1993 diesbezüglich
geschehen? Wahrscheinlich "schmoren" diese Unterlagen
wieder in den vielen Schreibtischkästen der zuständigen
Behörden? Viele Signale sandte unser Arbeitskreis in den letzten
zwei Jahren an das Kulturministerium und das Landesamt für
Denkmalpflege sowie an den Kulturbund; auch das Umweltministerium
und zuständige Stellen in der Kreisverwaltung sind mit dieser
Angelegenheit befasst
!
In einem Antwortschreiben vom 29.02.2000 teilte
uns das Thüringische Landesamt für Archäologische
Denkmalpflege mit: "Die Ausweisung des Gesamtlandschaftsteiles
"Westliche Schmücke" als archäologisches Schutzgebiet
ist Anfang der 90er Jahre nicht weiter verfolgt worden; in der Folgezeit
wurden die bereits ausgegrabenen Bodendenkmale erfasst und gemäß
§ 4 Thür. Denkmalschutzgesetz vom 07.01.1992 in das Denkmalbuch
des Freistaates Thüringen eingetragen. Dieses Eintragsverfahren
wird für den Kyffhäuserkreis in den kommenden Wochen abgeschlossen
sein."
Warum wurden die (unterirdischen) Bodendenkmale auf
den Kammlagen der Schmücke nicht berücksichtigt? Sie sind
keineswegs nur Vermutungen von Wissenschaftlern, sondern Zeugen
von grenzenüberschreitendem Kulturerbe, welches unbedingt im
Thüringer Denkmalbuch verankert werden sollte!
Oberheldrungen, 04.03.2000 Arbeitskreis Bundesautobahn A 71
(Abbauer müssen archäologische Funde auf
eigene Kosten sichern, was sehr kostenintensiv ist und vor allem
zeitaufwändig. Kommen die Behörden dem Abbau entgegen,
indem sie untätig sind?)
Veröffentlichungen des Kreisheimatmuseums Bad Frankenhausen
(Heft 15)
Gab es auf der Kahlen Schmücke bei Heldrungen
einen Rastplatz der älteren Altsteinzeit?
Hans Günther
Östlich des Unstrutdurchbruches zwischen den
Orten Sachsenburg und Oldisleben beginnt der nordwestlich-südöstlich
orientierte Höhenzug der Schmücke. Der zum nördlichen
Rand des "Thüringer Beckens" gehörige Bergrücken
gliedert sich in zwei Teile, der bewaldeten und der unbewaldeten,
der "Kahlen Schmücke". Im unbewaldeten Teil
des Höhenzuges ist seit Jahrhunderten Ackerbau betrieben worden,
bei dem die flachgründigen, dem Betrachter dunkelbraun erscheinenden
Böden jährlich bewegt wurden. Die ständige Beackerung
hatte zur Folge, dass immer wieder Bodenfunde aus urgeschichtlicher
Zeit zu Tage befördert wurden, die das Interesse der Grundstücksbesitzer
wie auch anderer interessierter Personen seit mehr als 200 Jahre
weckten.
Auch heute können bei Flurbegehungen Funde entdeckt
werden, die eine urgeschichtliche Besiedlung von der älteren
Steinzeit bis in das Mittelalter belegen. Zu den jüngsten Funden
in dieser Region gehören Quarzitbruchstücke, die typische
Merkmale einer menschlichen Bearbeitung zeigen. In unmittelbarer
Nähe des Flurstückes "Neun Linden" entdeckte
der ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger Harald Tettenborn aus Heldrungen
die ersten Abschläge von Quarziten, die an der Fundstelle verstreut
im Boden lagerten.
Quarzit ist ein Mineral, welches an keiner Stelle
der näheren Umgebung entstanden ist, deshalb erregten die ersten
Splitter des grau-braunen Minerals auf der Schmücke besonderes
Interesse. Das unserer Fundstelle am nächsten liegende natürliche
Quarzitvorkommen befindet sich im Bereich der im nördlichen
Harzvorland zutage tretenden kreidezeitlichen Ablagerungen. Im Eiszeitalter
verfrachtet, mag es der Mensch in den Flußoniederungen gefunden
und dann zum Lagerplatz getragen haben. Dort erfolgte dann die Bearbeitung
der Gesteinsstücke zu Werkzeugen.
Die auf der Kahlen Schmücke gefundenen
Gegenstände sind meist Kernsteine, von denen Späne abgetrennt
wurden, die retuschiert (geschärft) dem täglichen Gebrauch
dienten. Waren die Werkzeuge unbrauchbar geworden, schärfte
man sie durch Abschlagen der stumpfen Arbeitskanten oder warf sie
achtlos weg, da offensichtlich genügend Gestein vorhanden war,
um neue Geräte herstellen zu können. Dies erklärt
auch die auf relativ engem Raum angetroffene Fundkonzentration.
Die Streuung der Funde lässt sich in einem ca. 400 m²
großem Areal beobachten. Der Fundplatz befindet sich auf einem
flachen, das umliegende Gelände nur wenig überragenden
Geländerücken mit einer freien Aussicht über den
mittleren Teil der Schmücke.
Die Bedeutung dieses Geländeabschnittes wird
daran erkennbar, dass auch jüngere Besiedlungsgruppen in dem
Gelände ihre Spuren hinterlassen haben. Neben einer weiten
Streuung mittelsteinzeitlicher Funde im Scheitelbereich der Kahlen
Schmücke sind jungsteinzeitliche Siedlungen, bronzezeitliche
Siedlungen und Hügelgräberfelder sowie zahlreiche Oberflächenfunde
bekannt. Unmittelbar südlich der Quarzitfundstelle befindet
sich als jüngste Siedlung die wüste Dorfstelle Altenhof
dicht neben der einzigen Trinkwasserquelle der Schmücke, dem
Artrasborn. Die Summe aller die Anlage von Siedlungen begünstigenden
Faktoren lässt uns nicht verwundern, dass auch im Paläolithikum
das Gelände zur Anlage eines Lagerplatzes vorteilhaft erschien
und genutzt wurde.
Die zeitliche Datierung des durch den ehrenamtlichen
Bodendenkmalpfleger H. Tettenborn geborgenen Fundmaterials ist auf
Grund fehlender Werkzeugtypen bisher noch nicht exakt möglich.
Anhand des gefundenen Werkstoffs Quarzit liegt jedoch die Vermutung
nahe, dass sich bereits vor dem Mittelpaläolithikum Menschen
auf der Kahlen Schmücke aufgehalten haben und die Quarzitstücke
bearbeiteten. Die typische Merkmale einer menschlichen Bearbeitung
zeigenden Funde bereichern den Erkenntnisstand der frühesten
menschlichen Besiedlung unserer Heimat.
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